War nun gestern schon ein "Schwarzer Montag" (für das
Handelsblatt war es einer) oder bekommen wir erst heute einen "Schwarzen Dienstag"? Es sieht nicht gut aus. An den Börsen in London, Frankfurt sowie Tokio rutschen momentan die Aktienkurse immer weiter ab. Wer vorgestern oder gestern noch hoffte, die Anleger behielten die Nerven, wurde heute mit der bitteren Realität konfrontiert. Die Auslöser des Crashs sind bekannt: EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, der erst zwei Wochen nach dem letzten EU-Gipfel, Diskussionen über die Ausweitung des Euro-Rettungsschirms auslöste sowie die Rating-Agentur Standard & Poor's, welche die Bonität der USA in verantwortungsloser Weise herabstufte. Auch die reflexhaften Bekräftigungen von Sarkozy und Merkel, die beschlossenen Euro-Stabilisierungsmassnahmen zügig umzusetzen oder auch die Ankündigung von italienischen Unternehmern, Staatsanleihen kaufen zu wollen, haben nicht gefruchtet. Aber der Unglücksrabe schlechthin in diesem ganzen Spiel stellt für mich der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, dar: Nachdem seine EZB Staatsanleihen von Italien sowie Spanien aufkaufte, um die Nachfrage zu erhöhen (also den Preis bzw. Zins zu stabilisieren), liess er heute verlauten, dass dies für ihn die "schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg" sei. Wie kann man nur sowas in der aktuellen Lage in die Welt hinausposaunen? Auf diese Weise werden die Märkte ganz gewiss nicht beruhigt, das Gegenteil dürfte der Fall sein. Trichet erlag hier seiner eigenen Eitelkeit und wollte sich mit dieser Aussage für sein Handeln rechtfertigen und sich gegen seine Kritiker wehren. Offensichtlich ist die heutige politische Klasse absolut nicht mehr fähig, nur einige wenige und nötige klare Ansagen zu machen und darüber hinaus einen kühlen Kopf zu bewahren.